Christian Brünger

Christian Brünger

Zufriedenheit lernen: keine Probleme sind keine Lösung

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1. Was ist Zufriedenheit?

2. Zufriedenheit ist eine Form von Haltung und Handeln

2.1. Zuversicht in das Leben und die Zukunft: Selbstwirksamkeit

2.2. Proaktivität

2.3. Schwierige Momente wertschätzen

2.3.1. Distanz schaffen: Übergang zur Lösungs-Orientierung

2.3.2. Auffassung von „gut“ und „schlecht“

2.4. Keine Probleme sind keine Lösung

3. Zusammenfassung

  1. Was ist Zufriedenheit?

Zufriedenheit bedeutet für jeden etwas anderes. Jedoch ist ein Grundmotiv vieler Vorstellungen und Hoffnungen, dass wir Zufriedenheit eines Tages, irgendwann, schließlich, bitte noch zu Lebzeiten, erreichen.

Wir haben bei unserer Vorstellung von Zufriedenheit häufig eine Art Ende im Sinn, einen Abschluss. Zufriedenheit als Ziel, als Ende einer Suche, als ein Gefühl von Vollständigkeit und Angekommen-sein. Und natürlich wollen wir zügig dort ankommen, um endlich zufrieden sein und entspannen zu können. Doch diese Vorstellung entspricht nicht dem eigentlichen Wesen der Zufriedenheit.

Wenn ich Ihnen einen Film zeigen und sagen würde: „Lassen Sie mich zum Ende vorspulen. Die letzten Minuten des Films sind die Besten, denn da löst sich alles in Zufriedenheit auf!“ würden Sie mir einen Vogel zeigen, weil Sie wissen: das Ende des Films ist ohne das Auf und Ab der vorangegangenen Erzählung langweilig und bedeutungslos.

Wir haben aber häufig die Vorstellung, Zufriedenheit sei wie das Ende des Films oder die Aussicht vom Gipfel des Berges nach einem anstrengenden Aufstieg. Zwar ist das ein Teil, jedoch nur ein Bruchteil dessen, was Zufriedenheit ausmacht. Ein beliebtes Zitat bringt uns vielleicht auf die richtige Spur:

„Das Glück muss entlang der Straße gefunden werden, nicht am Ende des Weges“ (David Dunn). 

Das haben wir vielleicht schon mal gehört. Aber was heisst das genau? Es heisst

Zufriedenheit ist kein Zustand oder Ziel. Es ist eine andauernde Aktivität.

Es heisst, den Prozess – die Erzählung des Films, den Anstieg zum Gipfel – zu lieben.

Auf einer Gefühlsebene erleben wir Zufriedenheit als eine positive, optimistische Grundstimmung. Diese Grundstimmung basiert auf mehreren Komponenten.

  1. Zufriedenheit ist eine Form von Haltung und Handeln

2.1. Zuversicht in das Leben und die Zukunft: Selbstwirksamkeit

Bei „Zuversicht“ schwingt eine Dynamik mit: mit Zuversicht gehe ich auf etwas zu. Mit Zuversicht gehe ich das Leben an. Und diese Zuversicht rührt daher, dass ich mich als jemanden erlebe, der handlungsfähig ist und sein Leben gestalten kann. Ich erlebe mich als selbst-wirksam und in der Lage, Herausforderungen und Probleme durch den Einsatz meiner Fähigkeiten, Kreativität und Initiative zu meistern.

Selbstwirksamkeit ist ein zentraler Aspekt für unser psychisches Wohlbefinden und ein Grundbaustein für Zufriedenheit. Die Haltung, die zum Selbstwirksamkeits-Erleben gehört, ist ihrem Wesen nach pro-aktiv. 

2.2. Proaktivität

Eine pro-aktive Haltung ist der Schlüssel zu unserer Zufriedenheit. Sie bedeutet im Kern, dass wir selbst für unser Leben verantwortlich sind. Unser Verhalten basiert auf bewussten Entscheidungen – wir sind nicht bloß Getriebene der Umstände. 

Proaktivität erfordert eine bewusste Anstrengung. Es ist das Gegenteil davon, den Weg des geringsten Widerstandes zu nehmen. Auch Zuversicht, Optimismus und Positives Denken erfordern bewusste Anstrengung. Während uns negative Gedanken sofort und automatisch in den Sinn kommen und dort in den buntesten Farben schwarz malen, müssen wir uns häufig geradezu zwingen, nach dem Guten und Nützlichen einer Sache zu suchen. Daher ist Zuversicht und positives Denken ein pro-aktiver Vorgang, eine Form von Haltung und Handeln.

2.3. Schwierige Momente wertschätzen

Zu diesem pro-aktiven Verständnis gehört auch, schwierige Momente wertzuschätzen. Das bedeutet zunächst einmal, einen schwierigen Moment auch als solchen anzuerkennen. Die Überbeanspruchung eines unreflektierten positiven Denkens birgt die Gefahr, sich der Existenz und Akzeptanz von Schwierigkeiten und Problemen gänzlich zu verschließen. „Alles easy“ wird dann zum Leitmotiv einer naiven feel-good-Philosophie. Diese Einstellung, konsequent durchgehalten, verringert mit der Zeit die allgemeine Widerstandskraft und die Fähigkeit (auch die Bereitschaft), mit Schwierigkeiten umzugehen.

Andauernde Positivität ist eine Form der Verdrängung und keine valide Lösung für die Probleme des Lebens. 

„Das Leben ist Leid“ sagen die Buddhisten und manchmal auch ein Miststück, und das gesündeste was wir tun können ist, das zuzugeben. Daher ist die Akzeptanz und Wertschätzung eines Problems ein Gegengewicht und eine Vorbedingung, um die Kraft des positiven Denkens konstruktiv zu nutzen im Sinne einer Lösungsorientierung.

2.3.1. Distanz schaffen: Übergang zur Lösungs-Orientierung

Um Akzeptanz zu schaffen kann es helfen, zunächst Distanz zu schaffen. Das gilt für die emotionale aber auch räumliche Ebene. Körperlichkeit, Neugier und Humor sind dazu gute Mittel. Wir können beispielsweise mit unserem Körper einen richtigen Schritt zurück treten und mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen sagen: „Was ich hier habe, ist ein erstklassiges Dilemma. In diesem vorzüglich verdammten Chaos liegt eine Lektion verborgen. Was ist sie?“ Dieser aktive Schritt hilft, eine emotionale Distanz zum Geschehen zu schaffen, Übersicht und neue Perspektiven zu gewinnen und eine lösungsorientierte Haltung herbeizuführen.

2.3.2. Auffassung von „gut“ und „schlecht“

Ein weiterer Aspekt betrifft unsere Bewertung oder Auffassung von Ereignissen als „gut“ oder „schlecht“. Es lohnt sich, dabei nicht allzu vorschnell zu sein. Unser Fenster der Wahrnehmung ist ein sehr kleines und offenbart nicht mehr, als eine Momentaufnahme, ein Pixel des Großen Ganzen. Daher sollten wir unserer Auffassung von einem „guten“ oder „schlechten“ Ereignis nicht zu sehr vertrauen und Gewicht schenken. Wir wissen mit Sicherheit nur, was wir in dem Moment fühlen, und das sagt uns nicht sehr viel. Was wir heute für einen Fluch halten, entpuppt sich später nicht selten als Segen. Wie viele glückliche Partnerschaften beispielsweise nahmen ihren Anfang auf katastrophalen ersten Dates?

2.4. Keine Probleme sind keine Lösung

Probleme sind kein Hindernis auf dem Weg zur Zufriedenheit – sie sind der Weg. Zufriedenheit besteht nicht darin, keine Probleme zu haben – sondern Probleme zu lösen. Ein Leben ohne Probleme steht ohnehin nicht zur Auswahl, aber welche Probleme wir haben, können wir ein Stück weit beeinflussen. 

Die entscheidende Frage lautet, welche Probleme habe und löse ich gerne? Oder zumindest lieber als andere Probleme? Unsere beruflichen und privaten Entscheidungen sind hier die Weichenstellungen. Und damit die Basis, auf der wir entscheiden – unsere persönlichen Werte. Sie sind von zentraler Bedeutung, denn was wir wert-schätzen bestimmt die Art unserer Probleme, und unsere Probleme bestimmen die Qualität unseres Lebens.

Wir dürfen grundsätzlich zuversichtlich sein, denn der Mensch ist für den Umgang mit Problemen gemacht. Probleme sind die Triebfeder der Evolution. Nur im Angesicht großer Schwierigkeiten sind wir überhaupt erst zu diesen kreativen Problemlösern geworden. Uns geht es heute so gut, dass wir leicht vergessen, wie unglaublich hart das Leben für die meisten Menschen noch vor 150 Jahren war, geschweige denn davor. Wir sind stärker, als wir glauben. Und so ganz ohne Druck fallen wir auseinander.

3. Zusammenfassung

Tiefe Zufriedenheit erlebe ich, wenn ich pro-aktiv bin in meiner Haltung und meinem Handeln, auf den Prozess fokussiere, schwierige Momente wertschätze und Probleme löse. Zufriedenheit liegt zum großen Teil in meinem Einflussbereich und vollständig in meiner Verantwortung.

Photo by Sam Mgrdichian on unsplash

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